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Je leichter desto öfter - Ein Bericht von Anne Voß 

Meyenburg – Die letzten Nebelstreifen über den sattgrünen Meyenburger Wiesen verziehen sich gerade, als Günter Westphal mit forschen Schritten über den gepflasterten Hof geht. Sein Ziel: Die Hühnergärten. Seine Mission: Die geeigneten Tiere für das heutige Hähnekrähen heraussuchen. Vorbei an den 500 Küken geht der Preisrichter für das Federvieh in den Junggesellenbereich. Vor kurzem hatte der preisgekrönte Hühnerzüchter einige Hähne von den Hennen getrennt. „Sie haben dadurch ihr Imponiergehabe abgelegt und sind ruhiger. Aber hoffentlich nicht zu ruhig“, sagt 73-Jährige mit Blick durch die Schar Hähne.

Während Westphal seine Wahl gut durchdenkt, herrscht zwischen den zwei Hallen auf dem Gelände des Kleintierzuchtvereins in Meyenburg großes Treiben. Sechs Bierzeltgarnituren werden zu einer großen Tafel aufgestellt. Links und rechts lassen zwei 15 Meter lange Tischplatten – gestützt von mehreren dreifach aufeinander gestellten Bierkästen und Holzpfeilern – den Grund für die Maßnahmen erahnen. Die 45 Käfige, ausgestattet mit weißen und gelben eingehängten Trinkschalen, machen das Bild kurze Zeit später komplett. Links sollen die Zwerghähne rein, rechts die Großen. Kreidezahlen von eins bis 45 zieren die Käfige. Damit bekommen die sonst namenlosen Nutztiere für heute eine Identität. Unterdessen schmieren im Hauptgebäude fünf Züchterfrauen fleißig Mett-, Eier- und Leberwurstbrötchen für das gemeinsame Frühstück. Eine Gewürzgurke dient als Garnitur.

 Nick Krenz ist um 8.30 Uhr der ersten, der seine Hähne einsetzt. Seinen Holländischen Zwerghahn packt er gezielt ganz nach vorne. „Der ist klein aber oho“, sagt der 25-Jährige. „Er ist der Hühnerschrecker und zeigt jedem, wer hier das sagen hat. Da kräht nachher keiner mehr.“ Er setzt im Gegensatz zu Westphal auf die aggressive Taktik. Mit breitem Grinsen geht er rüber zu den großen Volieren. Hier setzt er seine zwei Maranhähne ein, je einen mit schwarz-kupfer und silber-kupfer gezeichneten Farbschlag. Sofort macht der benachbarte Kreienkopf Alarm. Wie ein Spiegelbild gehen er und der Maranhahn an den Gitterstäben auf und ab. Füße werden gescharrt. Mit dem Schnabel wird durch das Gitter gehackt. Keine gute Ausgangssituation für die beiden Hähne. Könnten sie bei all dem Konkurrenzgehabe doch glatt das Krähen vergessen.

 Immer mehr kleine und große, bunte und einfarbige Federtiere betreten die 50 mal 50 beziehungsweise 70 mal 70 Zentimeter großen Bühnen. Transportiert in Kisten. Sie reichen von gekauften Luxusholzkisten bis hin zum großen  Pappkarton, der einst Behausung einer Mikrowelle mit Grillfunktion war. Der Geräuschpegel steigt stetig. Fast in Sekundentakt hallt ein „Kikeriki“ über die Frühstückstafel hinweg. „Du sollst nicht jetzt schon so viel krähen. Sonst bist du nachher heiser“, rügt Nick Krenz seinen Holländer. Doch weder die Züchter noch die Helferinnen oder die Hand voll Kinder lassen sich davon irritieren. Wie eine Großfamilie sitzen alle zusammen und beißen genüsslich in die Brötchenhälften.

 Mittlerweile ist auch Günter Westpahl eingetroffen. Sein Blick streift die gefüllte Käfigreihe ab. Er ist der Letzte, der bei den Großhähnen einsetzt. Seine blauen Hampshire-, Amrocks- und schwarzen Hampshirehähne tragen nun die Kennung 13, 14, 15.  Dabei geht es beim Meyenburger Hähnekrähen nicht ums Gewinnen, sondern um Spaß und Gemeinschaft. Was sich für viele kurios anhört, ist einfach neben den Ausstellungen, bei denen es um die Züchterehre geht, Teil des Vereinsleben. Eine Tradition, die gern gepflegt wird.

 Um 9.30 Uhr fällt endlich der langersehnte Startschuss. Jetzt wird eine Dreiviertelstunde gezählt. Insgesamt elf Züchter im Alter von 10 bis 70 Jahren machen für jedes lautstarke „Kikeriki“  einen Strich auf ihrem Zettel. Jeder von ihnen muss drei Hähne im Auge behalten. Den kauzigen Züchter, der seinen Hahn mit Imitation anfeuert, sucht man vergebens. Schon nach wenigen Minuten trennt sich die Spreu vom Weizen. Während einige Hähne komplett in den Stummmodus verfallen, legen die anderen erst richtig los – teils ein ohrenbetäubender Lärm. Während die Männer sich konzentrieren, nutzen die Frauen die Gunst der Stunde. Leon, mit 10 Wochen das jüngst Mitglied der Züchterfamilie, hat die ungeteilte Aufmerksamkeit. Außerdem sind noch die Hochzeitsfotos seiner Eltern zu bestaunen.

 Die Unachtsamkeit nutzt ein ältere Teilnehmer, um seinen Hahn vom einschüchternden Nachbarn zu schützen. Er schiebt ein Stück Pappe als Sichtschutz zwischen die Käfige. Ein Versuch, den die meisten Teilnehmer belächeln. „Das bringt jetzt eh nichts mehr“, sagt Westphal. „Damit bringt er das Tier nur durcheinander,“ so der Fachmann, der seit 50 Jahren Züchter ist. Vom Prinzip her, sei es aber die richtige Idee. So würden sich die Tiere nicht gegenseitig einschüchtern oder vom Krähen ablenken.

 Entscheidend für eine gute Krähbilanz ist auch das Gewicht der Tiere. Je leichter sie sind, desto öfter krähen sie. Denn der Ruf kostet viel Energie. Ein Nachtteil für die schweren Rassen. Für den Laien eine unvorstellbare Tatsache. Hat man doch als leidgeprüfter Nachbar das Gefühl, diese Tiere scheinen vor allem morgens nur so voll Energie zu strotzen. Der Bergische Kräher wurde lange auf seinen Ruf hin gezüchtet. Sein Schrei kann 15 Sekunden andauern. Die älteste Hühnerrasse Deutschlands ist heute vom Aussterben bedroht.

 Pünktlich um 10.15 Uhr ist alles vorbei. Die Auswertung beginnt. Sowohl die aggressive als auch die ruhige Taktik geht auf. Auch wenn es nicht für den Sieg reicht. Der Hühnerschrecker von Nick Krenz wird mit 62 Rufen bei den Zwerghühnern Dritter. Ebenfalls Bronze, mit nur 44 Krährufen, hat sich Günter Westpahls großer Amrockhahn gesichert. Der Kreienkopf, der von Beginn an provozierte, setzte sich am Ende bei den Großen durch. Züchter und Vereinsvorsitzender Fredi Rosenthal verrät sein Geheimnis. „Ich habe ihn gestern im Keller eingesperrt und ein Beil hingestellt. Ihm blieb also keine andere Wahl“. Eine makabere  Anekdote, die wie das Hähnekrähen die Jahrzehnte überlebt hat.

 Dem Tod quasi nochmal von der Schippe gesprungen, ist auch der Sieger bei den Zwerghähnen. Er war eigentlich schon für die sonntägliche Hühnersuppe eingeplant. Mit 83 Krährufen hat sich der zähe Bursche seine Gnadenzeit erschrien. Jedenfalls fürs Erste.


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